Anfang Juni fuhr ich quer durch Argentinien ans Westende ins wunderschoene Weingebiet MENDOZA. Es war nach knapp 7 Wochen mit vielen Reisebekanntschaften tatsaechlich das erste Mal, dass ich allein in eine neue Stadt fuhr, ohne jemanden zu kennen und mit der Vorfreude, mal ein paar Tage nur fuer mich allein zu sein. Zumal die vergangenen Wochen mit Erinnerungen an viele tolle und liebenswerte Menschen verbunden waren und ich mir Zeit nehmen wollte, alles Erlebte zu "verarbeiten" und zu geniessen.
Ich hatte vorher ein huebsches Hostel gebucht, deren Shuttle Service mich promt hinkutschierte. Hostelpersonal baggerte extrem rum und ueberhaupt wurden westlich des Kontinents die Maennerblickte forscher, durchdringender und unangenhemer. Viel Zeit hatte ich nicht, denn in den letzten 7 Tagen bevor ich Tanja endlich wiedertreffen sollte, wollte ich Mendoza, die Anden, Valparaiso und Santiago besuchen. Straffer Plan, also los. Ich buchte mir fuer Nachmittag eine Weintour und erforschte Vormittags Mendozas Parks.
Zu meinem Erschrecken bin ich mitten im Herbst gelandet, was einerseits optisch wirklich schoen war, aber andererseits seltsam zu wissen, dass in Deutschland langsam der Sommer durchbricht. Aber ich sollte mich in den naechsten tagen noch sehr wundern, was das Wetter fuer mich bereit hielt. Nach buntem Herbstlaub wurden wir Hostelgaeste (10) zur Weintour abgeholt und aus Mendoza durch zahlreiche Weinplantagen gefahren. Erste Tour durch eine grosse Vinery "Bodega Lopez", die 95% ihrer produzierten Weine (irgendwas mit 40 Millionen Liter oder so) in Mendoza und Argentinien behaelt. Nach Verkostung gings in eine kleine Olivenoel Fabrik, die uns leckerste Sorten mit Brot reichte und uns den harten Arbeitsprozess eines fantsastischen Olivenoels demonstrierte. Die letzte Tour fuherte uns zu einer kleinen Organic Vinery, die so unfassbar koestlichen Wein produzierte, der uns allen ein erstauntes und lang anhaltendes boahhh hmmmmmmm entlockte. Abend lernte ich doch wieder ein paar Leute kennen, wir besorgten uns noch einen Wein und schnatterten und tauschten Reiseberichte aus.
Am naechsten Tag hatte ich die ANDEN-TOUR gebucht und wurde sehr frueh von einem unbequemen Busshuttle abgeholt. Zu meiner EWnttaeuschung bestand die Passagierbesetzung aus Ü-50ern, die allesamt spanisch-sprachig waren und ich nun 10 Stunden spanische Infos vom zotteligen hyperaktiven 60jaehrigen Guide en masse bekam und zu verarbeiten hatte. Aber die Landschaft entschaedigte so sehr. Ich war nicht drauf eingestellt, wie schoen die Anden sein wuerden und wie vielfaeltig dieser Tag werden sollte. Beginnend mit einem Sonnenaufgang an einem nebeligen See mit weitem Blick in die Landschaft.
Es war ganztags ein ueberragender Anblick. Rechts und links abwechselnd blau und gruen und rosa und gelb und orange, weiss braun und gelb in den Bergen. Die Luft wurde bei jedem Stop kaelter und duenner und als sich weissen Nevadaspitzen immer mehr naehrten, wurde ich skeptisch. Bis wir schliesslich im Schnee am hoechsten Punkt kurz vor der chilenischen Grenze landeten. Alter Vadder, das war heftig, ich hatte mit meinen 2 Pullis und meiner super Windjacke ein Hauch zu wenig an und laechelte mich froestelnd durch die Reisegruppe.
Bei -15Grad gabs in einer Huette eine heisse Gewuerzschokolade und nen Schnaps. Ein Highlight war der ACONCAGUA ("steinerner Wächter" mit 7000m hoechster Berg Lateinamerikas und ausserhalb von Asien) und die Inkastaette PUENTE DEL INKA. Insgesamt alles sehr lohnend und ein feiner Ausflug. Ich konnte das spanische Mittelalter dann auch mit meiner Reisegeschichte begeistern und hatte gespannte Zuhoerer, sodass sich mein Spanisch doch noch auszahlte.
Tagsdrauf stand die grosse ANDENUEBERFAHRT an, die mich nochmal die gleiche bezaubernde Strecke entlang fuehrte und noch weiter in die Schneegletscher. Grenze CHILE: schweinekalt, 1h warten auf Einreise, Stempel Nr. 14 oder so erfolgreich in meinem Reisepass aufgenommen. Danach schraubten wir uns 31 gewaltige Kurven nach unten und landeten im weitaus waermeren Chile Innenland.
Nach weiteren 2 Stunden Ankunft in VALPARAISO - 23Grad, Sonne, bunt.
Valparaiso liegt neben Viña del Mar direkt am Pazifik und beherbergt Chiles bedeutendsten Hafen und ist das fuer mich bisher fotogenste Staedtchen ueberhaupt gewesen.
Bunt, liebevoll, kuenstlerisch. Ausserdem UNSECO Weltkulturerbe und Kultruhauptstadt des Landes. Zu verdanken vor allem Pablo Neruda, Chiles grosser Nationaldichter. Typisch fuer Valpo sind neben den bunten Farben, den zahlriechen Kunstwerken und Gemaelden an den Hauswaenden auch die unzaehligen Treppen, die sich durch die Stadt von oben nach unten ziehen und die 15 Seilbahnen (ascensores).
Ich erkundete die Berge und Huegel der Stadt und lief entlang der Calle Alemania bis zu Pablo Nerudas Haus, welches heute ein Museum ist und die 5 fantastischen, individuell gestalteten Etagen zugaenglich macht. Viele kleine und grosse Miradores (Aussichtspunkte) schenkten mir jede Stunde einen anderen bezaubernden Blick auf den Pazifischen Ozean mit den Farben der Stadt vor, hinter und neben mir.
Die Stadt lebt von auffaellig vielen verliebten Teenagerpäarchen (steht sogar im Reisefuehrer), die man wirklich an jeder Ecke trifft. Shcoen zu sehen, dass andere Kulturen offen der Liebe gegenueber stehen. Ebenso auffaellig huebsch gekleidete Schulkinder in Uniformen, sowie Hundescheisse auf jedem 5.Meter. Hier muss man echt ordentlich aufpassen. Genauso in Acht nehmen muss man sich als Gringo (weisse Auslaender, Rucksacktouristen) vor den chilenischen Maennern. Ich hatte das Gefuehl, es gibt neben 20% verliebter Teenies 70% geifernde Maenner und 10% Frauen.
Und die Chilenen (zumindest wie ich es in Valpo und spaeter in Santiago erlebt habe) sind launisch und muerrisch und ungemuetlich, keiner schenkt dir ein laecheln, jeder zieht zu, dass er der erste im Bus oder in einer Schlange ist und Touris werden auch nicht so oft helfend angesprochen. Typisches Essen und wirklich wieder in jeder Strasse in jedem 4.Haus zu bekommen sind ungesunde Hotdogs und Hamburger mit Massen an Mayo und Avocado (Guacamole). Irgendwie isst das hier auch staendig irgendwer und irgendwie wars auch echt lecker, aber das geht echt nur einmal pro Woche oder so.
Nach 2 sonnigen Tagen fuhr ich nach SANTIAGO DE CHILE, meinem letzten Kurzziel vor meinem Flug nach Peru. Fahrt gut, Hostel gut, Zeit knapp, also wieder direkt los. Ich fuhr mit der Seilbahn auf den Cerro Cristobal, einem grossen Huegel mitten in Santiago mit Blick auf die ganze Stadt. Und wie es der Zufall wieder mal wollte, kam ich zur perfekten Zeit an, denn die Sonne verabschiedete sich langsam und ich konnte einen herrlich klaren Sonnenuntergang mit schneebedeckten, pink-ornagen Bergen sehen. Maravilloso!
Zum Abendessen besorgte ich mir gesunden Kram und ne gesunde Flasche Wein (was auch noch 5 andere im Hostel machten) und wir alle faulenzten den ganzen Abend und guckten 3 Filme im Hostel, tranken Wein. Fuer mich war sparen angesagt, weil ich nach 3 Wochen Buenos Aires meinen Kontostand gesehen und leider kruzzeitig Atmebschwerden hatte. Da noch 9 Wochen vor mir lagen, fing ich schonmal an zu kalkulieren (an dieser Stelle herzlichsten Dank an Dr.med. Kielwagen :) )
Sonntag hab ich eine Bekannte aus Koeln getroffen, Nina, und hab mit ihr den Tag verbracht. Sie hat mir das Zentrum gezeigt, ein tolles Café mit leckeren Empanadas, ein weiteres mit tollem Fruchtshake und wir beobachteten Dreharebiten eines Actionstreifens. Vom schlimmen Erdbeben war in der Stadt aber ehrlich gesagt kaum noch was zu sehen oder zu spueren, ausser ein paar unbearbeiteten Schaeden, die noch sichtbar waren. Ein kleiner Museumsbesuch war auch noch drin und dann musste ich auch schon wieder meine Sachen packen, weil der Wecker um 5Uhr ging, um mich zum Flughafen zu schicken, um endlich nach Peru zu kommen und die Frau Engel wiederzusehen.
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