29. April 2010

Aus dem Dschungel in den Dschungel

Parque Nacional Corcovado Costa Rica

INFO:
(*ich zitiere tatsaechlich aus Wikipedia – unsere Diplomarbeiten sind geschrieben und wir benutzten nun wieder die Copy-Paste-Funktion)
Der Nationalpark Corcovado liegt im westlichen Teil der Halbinsel Osa im Südwesten von Costa Rica. Er ist einer der besterhaltenen Regenwälder Costa Ricas. Er wurde im Jahre 1975 zum Nationalpark erklärt und ist etwa 41,788 Hektar groß.
Das hauptsächlich von dichtem Tieflandregenwald, prämontanem Bergregenwald und Mangroven bewachsene Gebiete beherbergt eine überwältigende Anzahl von Tier- und Pflanzenarten, die an kaum einem anderen Ort der Welt bewundert werden kann: Es existieren mehr als 500 verschiedene Baumarten, etwa 140 Säugetier- und 370 Vogelarten, weiterhin über 150 Orchideenarten, 120 Reptilien- und Amphibien sowie mehr als 6000 Insektenarten


Mit dieser Email meldeten wir uns vor 2 Wochen bei unseren Familien ab:
“Ich wollte Tanja und mich fuer die naechsten 4 Tage abmelden. Wir fahren heute in den Dschungel und werden 3 Tage lang versuchen, Schlangen, Krokodilen und anderen Kreaturen, die gefaehrlich werden koennten, aus dem Weg zu gehen ;) Wir uebernachten in Rangerstationen, wo es leider keine Betten mehr gibt und wir deswegen ab heute tatsaechlich mit Zelt reisen muessen...uff. Dazu noch unser Gepaeck fuer 3 Tage und Essen fuer 3 Tage. Ihr solltet uns mal sehen. Das wird ne Mega Herausforderung und wir sind gespannt wie wir das durchstehen, da jeder Tages-Wander-Ritt 16km lang ist, die Temperaturen bei 30 Grad liegen und zwischen 2 Stationen keine Uebernachtungslager gibt. Aber keine Angst, wir haben Karten, medizinische Versorgung, viiiel Wasser und Essen, Handy und Notfallnummern und viele andere Touristen um uns herum. So in dem Sinne, ab Sonntag sind wir zurueck in der Zivilisation und ab Montag versuchen wir mal, euch ein Zeichen zukommen zu lassen.”


So weit so gut. Wir zwei blauaeugige Touris wussten natuerlich nicht mal, dass man sich fuer das Naturschutzgebiet anmelden und einen Platz reservieren muss. Durch Zufall und Glueck (wie immer) haben wir einen Guide getroffen, der uns alle noetigen Infos gab. Wir planten alles nochmal um, besorgten uns am Tag drauf die Genehmigung (leider nur 2 Tage Platz) und starteten am Nachmittag nach CARATE.
Ein “Bus Collectivo” sollte uns na unser erstes Ziel bringen. Das Teil war der Brueller. Nennen wir es OPEN-AIR-TRANSPORTER PURA NATURA. Kaum zu beschreiben, daher hier ein Foto. 

Es war schmerzhaft, aber fuer Tani und mich zum Schreien witzig, weil wir so ueberrascht waren, dass wir nicht mehr einhalten konnten. Nach 2 Stunden Bandscheiben-Belastungs-Probe kamen wir in Carate na und hatten einen 40minuetigen Weg am Strand in der bruellenden Sonne zurueck zu legen. Sehr anstrengend, aber auch wunderschoen, denn ich habe zum aller ersten Mal den PAZIFIK gesehen! Irre Vorstellung, wenn man da steht, auf das offene scheinbar endlose Meer hinausblickt und sich fragt, was dahinter liegt.



In der Rangerstation LA LEONA angekommen, erfuhren wir, dass es KEINE KUECHE gibt und KEINE MOEGLICHKEIT, unser fast ausschliesslich zu kochendes Essen, zuzubereiten. Herzlichen Dank. Der Ranger war echt mal ein Arschloch! Arrogant und nen scheiss drum bemueht, uns zu helfen. Wir trafen ein aelteres Paar, welches auch zeltete (ziemlich cool  MIT 70Jahren) und sie versorgten uns liebevoll mit etwas Essen. Wir lernten auch Don kennen – der, wie sich spaeter ergab, fuer die naechsten Tage unser naechster Californischer Reisebegleiter und Beschuetzer wurde.
Die Nacht im Zelt war krass. Sal heiss, umgeben Von Dschungeltieren und lustigen nicht gerad kleinen Krabben, die es sich vor unserem Zelt gemuetlicht machten. Rundherum NULL LICHT oder ELEKTRIZITAET. Nur der Mond, der Pazifik und wir – und die Hitze.
Den naechsten Tag verbrachten wir mit schlafen, schwimmen und Snacks besorgen (40min laufen und schwitzen, fuer 20$ Snacks im Wert von eigentlich nur 4$ kaufen).

Unser grosser Dschungeltrip startete Freitag morgen 5.30Uhr in La Leona. “Voll bepackt mit tollen Sachen, die das Leben schoener machen, hinein ins Weekend-Feeling...”Stop. Ganz falsch. Bepackt mit Sachen, die das Leben verlangt (Zelt, Wasser, Essen, Medizin, Bikini, gesamt 15kg) und hinein in das wohl UNGEWISSESTE ABENTEUER UNSERES LEBENS. In den Dschungel. Allein und immer in der Hoffnung, den Weg zu finden. Was sich zwischendurch wirklich schwierig gestaltete, weil Laubbedeckte Wege einfach keinerlei Fussspuren speichern oder Felsen im Wasser reine Spekulationsobjekte darstellen.
Unser Fussmarsch war flott und wir immer mit offenen Augen und Ohren dabei. Schon bald sahen wir die ersten Affen und Olingos, viele Voegel und kleine Kriechtiere und vor allem riesige Spinnennetze. Aber keine Spinnen. 


Als wir nach 2 Std. erschoepft und langsam die Tageshitze spuerend, ein Fruehstueckspaeuschen einlegen wollten, schickte uns ein vorbeilaufender Guide auf dem schnellsten Weg weiter, weil sich Ebbe und Flut manchmal etwas inkollegial gegenueber Besuchern verhaelt. Und um eine Wartezeit zu vermeiden, rannten wir weiter durch den Dschungel. Der 4 oder 6km Lange Strandmarsch war echt zum ko*** Ich heulte Tanja die Ohren voll, weil ich echt fertig war. 

Wir ueberquerten einen extrem steilen Berg durch Buesche und Gestruepp, wanderten durch ebene Waldstuecke und machten irgendwann eine Badepause. Die Wellen waren allerdings so extrem, dass wir nach 2 Minuten raus mussten, um nicht weggesogen zu werden.
Am besagten Fluss angekommen, zogen wir die Schuhe aus und wollten in das knietiefe Wasser steigen, als ploetzlich mit vollem Tempo ein maechtig grosses Etwas an uns vorbei schoss. Uns stockte der Atem und wir guckten uns verdutzt mit aufgerissenen Augen an. Was zum Teufel war das denn? Wir sahen es nochmal, es war ein riesiger Red Snapper Fisch, fuer uns ungefaehrlich, also zack rein und durch. (Am Abend erfuhren wir, dass dieser Fluss Krokodile beherbegrt, die nicht gerad unweit entfernt von der zu ueberqeurenden Stelle leben...Soviel zum Thema Abenteuer!)

Im Camp LA SIRENA angekommen, waren wir uebergluecklich. Unsere Koerper waren bis aufs letzte erschoepft, weil wir die 16km statt in 6Std in 5 Std. gemacht haben. Mittags konnten wir dort unsere Netze aufspannen (das Zelt schleppten wir umsonst mit, weil es Matten und ein Dach gab. Wir fanden tatsaechlich jemanden, der uns einen Gaskocher zur Verfuegung stellte und wir kochten 1kg Pasta und haben ALLES aufgegessen. Wir haben noch nie zuvor so viel Pasta mit einem Mal gegessen.


Wir trafen Don wieder, der schon einen Tag dort unterwegs war. Mit einem anderen Reisenden aus Portugal machten wir nachmittags – weil wir ja noch nicht genug gewander sind – noch eine kleine 2 Stuendige Dschungeltour. Sie begann mit Herzflattern, als sich erst 5, dann immer mehr schwarze riesige Wildsachweine vor uns aufbaeumten und uns durch ihre krassen Laute das Herz in die Hose rutschen liessen. Insgesamt 30 Minuten versuchten wir langsam vorbei zu kommen und fluechteten regelmaessig auf Baumstaemme, um uns in Sicherheit zu wiegen. Alter Schwede, wir hatten ganz schoen Muffensausen. In diesen 2 Stunden sahen wir so viele Tiere, Affen ohne Ende, verschiedene, Ameisenbaer aehnliche Tiere, Olingos und Kinkajous, tolle Voegel und und und. Das hatte sich richtig gelohnt.


Abend wurde wieder gegessen, gelesen und sehr zeitig geschlafen. Um 21Uhr schlief der gesamte Moskitonetz-Bataillon, der aus lustigen Menschen aus aller Welt bestand. NAchts wachte ich auf und hoerte die Bruellaffen schreien und rundherum rascheln und knistern. Au man, wir sind inzwischen echt abgehaertet, was das angeht. Naja, Augen zu und durch.

Um 4Uhr klingelte der Wecker und die meisten starteten ihre Tour. So auch wir. Mit Don und spaeter noch einem Guide wanderten wir zurueck. Wir haben sehr grosse Fussspuren im Sand gesehen und wurden aufgeklaert, dass es sich um Pumas  handelt! Wahnsinn, zumal die Spuren noch frisch waren. Leider haben wir ihn verpasst. Aber dafuer zeigte uns der Guide einen echten Tapir im  Wald rumliegen. Immer wieder Affen und kleine Schlangen. 
Fruehstueck gabs am Flussufer und zwischendurch genossen wir die Fertigkeiten des Guides, der uns mit der Machete ein paar Kokosnuesse knackte und uns zum trinken gab. Dschungel fetzt!

Das Beste zum Schluss sagt man ja immer. Wir landeten - groggy, kaputt und nass, klitschnass geschwitzt - an einer Lagune und trauten unseren Augen nicht. Suesswasser, ruhig ohne Wellen, ohne Krokos, einfach nur eine blaue oder vielmehr gruene Lagune. Es war perfekt und wir genossen das Bad nach den anstrengenden Tagen.

3 Tage, 65km und um einige Erfahrungen und Aengste reicher. Danke Corcovado!

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