6. September 2010

Exkurs: Peña - Feiern unter Einheimischen


Ich möchte doch noch nachträglich von einem lustigen Abend in La Paz berichten. Mit ein paar Freunden beschlossen wir in eine Peña zu gehen, für viele von uns sollte das eine neue Erfahrung werden. Mit dem Taxi kamen wir hin und zahlten etwa einen Euro Eintritt, so wurden die bolivianischen Bar-Pforten wurden für uns geöffnet.
Wir betraten eine Räumlichkeit mit eigenwilliger Deko die sich über zwei Ebenen verteilt, überall Tischgruppen mit ausschließlich einheimischen Gästen, unten die Tanzfläche und wieder Sitzgruppen.
Ob wir wollten oder nicht lag die ganze Aufmerksamkeit bei uns, den Gringos. Die ersten Mädels aus unserer Gruppe bekamen bereits beim Eintreten leichte Armhiebe und skeptische Blicke von den bolivianischen Frauen zugeworfen. Wir ergatterten einen Tisch direkt an der Tanzfläche und wandten uns an den Kellner. Die Frage nach Wasser oder Cola wurde leicht belächelt, es gab schlicht keine antialkoholischen Getränke in diesem Schuppen. Es lag auch keine Karte auf dem Tisch, denn es wurde lediglich Bier und ein „Cocktail“ aus Schnaps und irgendeinem Fruchtsaft serviert. Ach und natürlich Kokablätter en masse.
Nach kurzer Zeit betrat eine Band die Tanzfläche, sie trugen bunte Umhänge und Hüte. Die Musik die erklang war…wie sage ich das…gewöhnungsbedürftig, vielleicht war das mal so etwas wie ein Kulturschock. In unseren Ohren klang die Flötenmusik schräg, quietschend und schäppernd, ABER man ist ja offen für neue Klänge…
Zum Glück, ja das muss ich sagen, hörten sie bald auf und wurden durch zwei fantastische Tänzer abgelöst. Auch sie waren in traditionelle Kleider gehüllt und verstanden wirklich was von ihrem Handwerk, es hat richtig Spaß gemacht ihnen zuzuschauen. Wir waren begeistert, klatschten und pfiffen.
Danach wurde die Tanzfläche für alle geöffnet und die Bolivianer stürmten sie direkt. Nach kurzem Zögern und nachdem ich mich auch an meinem Platz nicht mehr so richtig wohlfühlte, weil eine Frau aus der oberen Reihe mir einfach so grob in den Haaren rumwuschelte, versuchten wir uns auf die ungewöhnten Klänge zu bewegen. Ein älterer Mann ergriff meine Hand um mich einmal im Kreis zu drehen, klar machte ich mit…bis zu dem Moment wo ich hinter ihm aus der Menge eine wuchtige aggressiv dreinschauende Bolivianerin (höchstwahrscheinlich die Ehefrau des Mannes) erblickte die gerade auf uns zukam. Ich ergriff die Flucht in die Nähe unseres Gringo-Tisches, dort fühlte ich mich wieder sicherer.
Jedoch machte ich zu späterer Stunde auf der Tanzfläche auch Bekanntschaft mit Barbara, sie zeigte mir begeistert all die Schritte und freute sich über mein Interesse daran und feuerte mich immer an, wenn ich sie hinbekam. Auch zog sie mich zu ihrem Tisch, stellte mich ihrem Mann vor, zeigte mir Fotos ihrer Kinder und wollte mich gar nicht mehr weglassen, zu sehr interessierte sie sich für meine Herkunft, Reise, Familie usw. Als ich mich dann doch irgendwann losriss gab sie mir ihre Telefonnummer, ich solle sie bitte anrufen wenn wir Probleme bekämen, denn sie sei Rechtsanwältin und ihr Mann Polizist. Ich nahm den Zettel dankend an und war begeistert von ihrer Neugier, Offenherzigkeit und Begeisterung.
Selbst die angeschlagene Caro und die Jungs schwangen das Tanzbein und wurden dabei von den Bolivianerinnen umschwärmt. Trotzdem waren wir uns irgendwann alle einig, dass wir diese Lokalität verlassen und eine andere „richtige“ Disco aufsuchen wollen. Ein witziger Abend war das!
Saludos Tanja

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