20. Juni 2010

Argentinien - Tango, Barrios & Empanadas

19 Tage Metropolenleben, 14 Millionen Einwohner, 200 Jahre Unabhaengigkeit, das beste Fleisch der Welt und ein tanz, der mein Herz erobert hat - Buenos Aires.

Nach schwerem Abschied von Brasilien, ging es in Buenos Aires, Argentinien direkt weiter. Mein Studienkomillitone Matthias war fuer einige Wochen in der Stadt und empfing mich 2 Stunden nach Landung mit 20 Leuten seiner Sprachschule. Mit ihm und einigen der Leute verbrachte ich die ersten 10 Tage in Saus und Braus und dachte nicht wirklich ans Geld sparen: Bs As Nachtleben, Dinner, Tangoshows, Ausfluege u.v.m. Der erste Abend endete 5Uhr im Hostel. 

Der erste Tag Bs As begann 15Uhr mit einem kleinen Kater und einem vorsichtigen Spaziergang durch mein (wundervolles) Stadtviertel (Barrio) PALERMO. Palermo ist ein sehr beliebtes und sicheres Viertel mit vielen huebschen Cafés, Laedchen und Ausgehlokalitaeten. Was mir direkt auffiel, waren immense Mengen an Hundehaufen in der Stadt, weil es hier nur so von Hunden wimmelt. Nicht unueblich sind Hundefuehrer mit bis zu 15 Hunden an 2 Haenden. 
Kioske und Lottoscheine gibts wie Sand am Meer, Subtestationen (Metro) alle 4 Blocks und permanente Flyerverteilung auf der Strasse. Genauso reichlich und immer und zu jeder Tageszeit zu bekommen, sind Taxis. Sie sind billig und wenn man Glueck hat, wird man auch direkt zum Ziel gefahren. Nachts allerdings wurden die Taxifahrten oftmals zu wahren Nervenproben. Wenn man eh schon richtig muede und groggy war und dann noch mit einem halben Auge versucht, die wahnwitzigen "Ueberholmanoever" des Fahrers nachzuvollziehen, stellte ich manchmal auf "blind" und hoffte ienfach auf das Beste...ist immer gut gegangen! Toi toi toi. 

Buenos Aires ist gesaeumt von historischen Gebaeuden und Heldenfiguren und Statuen, die sich durch die Parks und Plaetze der Stadt durch saemtliche Barrios ziehen.  RECOLETA ist ein franzoesisch angehauchtes Barrio (mit dem beruehmten Freidhof, wo auch Evita Peron begraben liegt) und sehr ordentlich; MICROCENTRO ist das laute, ueberfuellte und von Menschen, Autos und Abgasen geschwaengerte Viertel und gleichzeitig auch Zentrum der Stadt; PUERTO MADERO ist ein eher junges Viertel, welches den Hafen und moderne Architektur beherbergt. 
SAN TELMO ist mein Lieblingsviertel und gilt als klassisches Tangobarrio mit traditionellen und huebschen Cafés, Gebaeuden. Der Flair ist dort immer noch zu spueren.


So landete ich am ersten Sonntag auf Tipp eines Backpackers in San Telmo zum traditionellen woechentlichen Flohmarkt mit Tango und toller Musik. Dort bauen sich hunderte von kleinen Staenden auf, um Mateteebehaelter, Schmuck, Tourikram, Lederartikel und Souvenirs zu verkaufen. Ein wunderbares Ambiente, hunderte von zufrieden laechelnder Menschen im herbstlichen 20Grad Sonnenschein. Nach einem Kaffee in der Sonne und einer interessanten Unterhaltung mit einer 60 Jaehrigen Schweizerin, die gerad auf "Tanzurlaub" in Bs As ist, entdeckte ich in einer Nebenstrasse EL AFRONTE - ein stadtbekanntes typisches Tango-Orchester mit 11 Personen (Akkordeon, Bass, Klavier, Geigen und melodramatischem Gesang), die alte Tangoklassiker neu inszenieren. Als sie einen bestimmten Tango spielten und Marco sang, bekam ich eine unverschaemt dicke Gaensehaut und einen Kloss im Hals, weil die Porteños (original Einwohner von BsAs) mitsungen und die Tragik und Dramatik des Liedes trotz meiner geringen Spanischkenntnisse zum Vorschein kamen. In diesem Moment war ich definitiv angekommen in DER STADT DES TANGO!

Es wurden Flyer fuer Tangostunden mit Begleitung des Orchesters verteilt und mein Plan stand fest: da geh ich morgen hin. Und das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte, denn die naechsten 3 Wochen sollten sich entsprechend positiv gestalten...

Am Montag Abend stand also MILONGA MALDITO auf dem Plan. Ich war allein, es war dunkel, ich hatte die Adresse - Peru 571 San Telmo. Ich lief hin. Am Tag war ich erstmal shoppen, weil ich mir als Backpacker nach 2 Monaten dann doch mal elegante Sachen und Hackenschuhe goennen wollte.ich kam bei der Adresse an, dunkel, nur ein Sthltor ohne Hinweise und 4 wartende Leute davor. Hab mich mit 2 Maedels zusammengetan. Die Pforte oeffnete sich, eine grosse, sehr lange Treppe im Daemmerlicht entlang einer dunkelroten Wand fuehrte in den Honterhof nach oben zur Milonga. Als ich eintrat, sah ich das, was ich mir immer vorgestellt hatte: ein grosser Raum, dunkles Licht, rote Waende, getaefelter Boden, kleine Holztische um die Tanzflaeche gestellt und eine Buehne. 
Wir bekamen 2 Stunden Grundschritte beigebracht. Der Tangolehrer Gabriel war gleichzeitig auch der Bandleader vopn El Afronte. Tango war schwerer zu lernen, als gedacht. Das Geheimnis liegt darin, dass der Mann zu 100% fuehrt und die Frau zu 100% folgt. Gar nicht so einfach, dem Mann die komplette Kontrolle zu lassen ;) Im Laufe des Abends kamen viele Porteños in die Milonga und forderten uns principiantes (Anfaenger) immer wieder auf und lehrten uns das "Folgen". Das Orchester spielte eine Stunde Konzert und ich genoss es wieder so sehr. Danach wurde weitergetanzt. Die Jungs von der Band tanzten mit uns 3 Maedels oefter und langsam bekam ich das Gefuehl fuer Tango. Es fuehlte sich toll an. Lange, grazile und langsame Schritte im Takt der schweren Musik. Zwischendurch wird immer eine Runde CHACARERA getanzt. Der mir bis dahin voellig unbekannte Tanz entpuppte sich zur naechsten tollen Entdeckung. Die Jungs schnappten uns meinten (alles auf Spanisch, da niemand Englisch konnte), dass wir einfach das Gleriche wie die Porteños tun sollten. Und so folgten wir und hatten eichtig viel Spass mit unserer Improvisation. So viele Nationalitaeten waren dort vereint und jeder war erwuenscht, vom Anfaenger wie mir, der seine erste Schritte wagt, bis zum 80 Jaehrigen "Profi", der zeitlebens scheinbar nie was anderes getan hat. Ich sog das alles intensiv auf und genoss es. Gegen 2Uhr war Schluss, ich noch als einzige Touristin ueber und so lud die Band mich noch auf ein Bier mit ein und brachte mich am Ende sogar nach bis ins Hostel ans andere Ende der Stadt. Nee watn Glueck fuer mich.

In den folgenden Tagen stand viel auf dem Programm mit Matthias & Co: eine tolle Dachterrasen-Grillparty mit einem Asado (Grillen), das sich sehen lassen konnte. Wie passen denn solche Massen Fleisch auf einen Grill? Wahnsinnig lecker, dazu Rotwein, Leute aus 7 Laendern und spater noch ein Clubbesucxh, der sich bis zum Morgengrauen zog. Ab und zu mal schick essen gehen: das beste Fleisch das ich je gegessen habe: Lomo (Lende) fuer 8€ und so gross, dass es fuer 2 reicht. Ein anderes Mal waren wir im Stadt bekannten LA CABRERA essen: Kobe Filet - ohne Worte, muss man probiert haben. Ich habe 3 Vegetarier kennengelernt, die nach 12, 9 bzw. 15 Jahren ihr Veggiesein in Argentinien unterbrochen haben und zu Fleischessern wurden! Das spricht fuer sich.
tagsdrauf gings nach LA BOCA, dem allerersten Barrio Bs As, welches damals als erster Hafen diente. Wunderschoen und so typisch mit seinen bunten Haeusern und Gassen.
Abends gings ins beruehmte CAFE TORTONI zur Tangoshow. Ein Mix aus Theater,Tango,Cabaret  mit vielen Darstellern und dramatischer Geschichte  um Frauen und Liebe. Dort konnte man sich dann mal ansehen, wie Tango aussieht, wenn man weiss, wie man seine Beine unter Kontrolle hat. Hochleistung!

Die meisten Tage verbrachte ich mit Spaziergaengen durch saemtliche Stadtviertel und Entdeckungen. Immer wieder neue interessante Ecken und Gebaeude (vor allem Schul und Unigebaeude sind hier sehr imposant). An jeder Ecke gibt es Empanadas (kleine gefuellte Teigtaschen mit Fleisch oder Spinat, kaese etc.), die hervorragend zum Snacken dienen, viele Fotomotive, die meine Kamera oft aus der Tasche lockten. Was mir besonders gut gefiel, war das EL ATENEO, eine altes Theater, was zur Buecherei mit Café umgebaut wurde. Dort war ich jede Woche, um bei einem Café con leche spanische Lektuere und Tangotexte zu ubersetzen und zu lesen.

Neues Experiment: Couchsurfing! Wer das nicht kennt: ich als Rucksacktourist suche im Ausland in einer Stadt eine Couch, auf der ich schlafen kann. Ich zahle nichts dafuer und derjenige, der seine Couch zur Verfuegung stellt,lernt jemanden aus dem Ausland kennen. Gegenseitig lernen wir unsere Sprachen und lernen unsere Kulturen ein bisschen  kennen. bs As ist eine tolle Stadt dafuer, zumals es eine sehr teure Stadt im Vergleich zum Rest Lateinamerikas ist. Uber die Website registriert man sich und kommtmit Leuten in Kontakt. Ich habe ein paar Einladungen bekommen, hab mich mit Leuten getroffen und bin schliesslich fuer eine knappe Woche bei einem Geschwisterpaar untergekommen, wo ich nicht nur eine Couch sondern ein kleines Zimmer fuer mich hatte. In dieser Woche hae ich viel Spanisch gelernt.

Zwischendurch war ich dann noch fuer 4 Tage inUruguay und dann nochmal in brasilien bei den Iguazu Falls (darueer erichte ich im naechsten blog).

Meine letzten Tage in bs as waren nochmal super. Ich wechselte nochmal die Couch und wohnte noch eineWoche im Appartment vom El Afronte Mitglied, wo ich mein Spanisch nochmal ordentlich foerdern konnte. Ich war jede Woche fleissig Tango tanzen, Montag, Mittwoch oder Samstag in der Peña (Chacarera tanzen). Inzwischen traute ich mich schon in mein kleines Schwarzes und tanzte immer besser und mit immer mehr Freude.

In Panama habe ich Natalie aus der Schweiz kennengelernt, die auch nach bs as kam und so habe ich siemit ihren Freundinnen noch treffen koennen.3 schoene Maedelsabende waren das Ergebnis. Und dann war auch noch die grosse 200 Jahre Unabhaengigkeitsfeier, bei der Millionen von Menschen  mehr in die Stadt kamen. Es war einriesiges Fesat, das Theater wurde nach 4 Jahren wieder eroeffnet mit einer bombastischen Show. Massen von Staenden mitPraesentationen und Essen, folkloristische bands und Veranstaltungen ohne Ende.

Der letzte Abend war dann tatsaechlich der schoenste. Und da man ja bekanntlich gehen soll, wenn es amschoensten ist, tat ich das auch. Mit einem neuen Reisebekannten von Iguazu (ich berichte demnaechst) aus Kolumbien, Tomas, ging ich in die Peña, wo mein Couchsurfer Gabriel mit seriner anderen band spielte und den ganzen Abend getanzt wurde. Mit einer Freude erlenten wir auch noch den Chacareratanz (diesmal richtig) und tanzten ohne aufzuhoeren. Spaeter schwoften dann noch allemit kolumianischen Cumbia Rhythmen ueers Parkett und der Abend klang gegen 5 Uhr aus. Schade...un lástima! bevor ich Sonntag dann schweren Herzens meinen bus Richtung Westargentinien nach Mendoza nahm, kochten wir nochmal ein leckeres argentinisches Fleischgericht, ich ging ein aller letztes Mal nach San Telmo und lauschte El Afronte und veraschiedete mich schliesslich von Tango, Couchsurfing und Co.


Eine tolle Stadt, die mich - trotz einiger Skepsis zu beginn - schnell in ihren bann zog und  es mir wirklich schwer machte, zu gehen. Hasta luego buenos aires.
 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen